· 

Prinzipien der Kriegspropaganda

Die Wahrheit ist immer das erste Opfer des Krieges

Die italienisch-belgische Historikerin Anne Morelli fasste die Prinzipien der Kriegspropaganda wie sie der pazifistische Unterhausabgeordnete Arthur Ponsonby im Jahr 1928 in seinem Buch "Falsehood in Wartime" ausgeführt hatte in zehn Punkten zusammen, die als Überschriften über die Kapitel in ihrem Buch "Die Prinzipien der Kriegspropaganda" stehen. Aktueller denn je...

1. Wir wollen den Krieg nicht.

2. Das gegnerische Lager trägt die alleinige Verantwortung für den Krieg.

3. Der Führer des Gegners ist hat dämonische Züge.

4. Wir kämpfen für eine gute Sache.

5. Der Gegner kämpft mit verbotenen Waffen.

6. Der Gegner begeht mit Absicht Grausamkeiten, wir nur versehentlich.

7. Unsere Verluste sind gering, die des Gegners enorm.

8. Angesehene Künstler, Wissenschaftler und Intellektuelle unterstützen unsere Sache.

9. Unsere Mission ist heilig.

10. Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, steht auf der Seite des Gegners und ist ein Verräter.


Aus der Rezension über Anne Morellis Buch "Die Prinzipien der Kriegspropaganda" für H-Soz-Kult von Lars Klein, DFG-Graduiertenkolleg Generationengeschichte, Georg-August-Universität Göttingen:

"…Die Qualität einer Lüge ergibt sich offenbar daraus, wie sehr sie den Erwartungen der Öffentlichkeit entspricht, wie glaubhaft Kriegsparteien sie darlegen können, Medien sie verbreiten und die Bevölkerung bereit ist, sie hinzunehmen. An ein Komplott will Morelli dabei nicht glauben. Vielmehr unterstellt sie ein „pathologisches Bedürfnis“, sich auf der Seite der Tugendhaften zu sehen (S. 134). Dazu brauchten Bürger und Mediennutzer leicht identifizierbare Gute und Böse (S. 42). So oft die Prinzipien der Propaganda auch nachträglich durchschaut wurden, so sehr werden sie bei späteren Kriegen dennoch wieder erfolgreich sein, lautet ihre pessimistische Prognose – eben weil wir gern glauben wollen, auf der richtigen Seite zu stehen und die richtigen Dinge zu tun (S. 133). Um dennoch weniger anfällig für propagandistische Methoden zu sein, rät Morelli zu mehr „systematischem Zweifel“ (S. 138)."

 

Diesen von Morelli geforderten "systematischen Zweifel", eine grundlegende Skepsis gegen das "offizielle Narrativ" halte ich für dringender notwendig denn je. Der Feind scheint schon wieder so klar. Die Opfergruppe für eine Girard'sche Opferdynamik, wie sie in Charles Eisensteins neu erscheinendem Buch "Die Krönung" beschrieben wird, ist gesetzt. Waren es bislang die "Ungeimpften", sind es nun die Russen, in einhelliger Begeisterung und der Gewissheit, dass wir die Guten sind. Angesichts von fast 27 Millionen Sowjetbürgern die dem Vernichtungskrieg der deutschen Wehrmacht zwischen 1941 und 1944 zum Opfer fielen, überfällt mich ein Schauer.

Und die moralischen Daumenschrauben werden immer enger angezogen. Es macht sich eine Gesinnungsmoral breit, unsere Leitmedien verkommen zu einer Transatlantischen PR-Maschinerie und erste Anzeichen von Pogrom-Stimmung sind zu sehen, wenn in Berlin und Nordrhein-Westfalen von Brandanschlägen gegen russische Schulen und Lebensmittelgeschäfte zu hören ist oder russische Künstler:innen ihre Gesinnung ausbreiten müssen, wollen sie weiter im deutschen Kulturbetrieb tätig sein. 

Ich höre davon, dass wir "mutig" sein und gegen Putin Stellung nehmen müssten. Nun, ich verurteile die Taten Putins zutiefst - dieser Krieg ist wie alle anderen Kriege nicht zu rechtfertigen. Mut kostet mich das in Deutschland nicht. Mut kostet es mich, an die Rolle der NATO in diesem seit 2014 dauernden Krieg zu erinnern (die Wortbrüche der NATO nach Gorbatschows Auflösung des Warschauer Pakts, Victoria Nulands "Fuck the EU" und die Installation einer US-genehmen Regierung in der Ukraine...) oder gegen die einhellige Aufrüstungsbegeisterung und gegen Diskriminierung hier in unserem Land zu sprechen.

Derweil knallen in den Chefetagen der Öl- und Rüstungskonzerne die Champagner-Korken.




Kommentar schreiben

Kommentare: 0

Du möchtest über neue Blogeinträge informiert werden?  Kein Problem. Trag einfach Deine E-Mail Adresse ein. Ich freue mich über Leser*innen und auch über Kommentare.




Stephan Pfannschmidt

Seestraße 8 / 80802 München

Telefon +49 179 4603038